Wir freuen uns, Ihnen in diesem Monat eine neue Serie vorstellen zu können, die sich damit beschäftigt Deutsch in Berlin zu lernen! Unsere Büros befinden sich in der deutschen Hauptstadt und die wachsende Attraktivität der Stadt für Menschen aus dem Ausland, hat sie zu einem der lebhaftesten Orte der Welt gemacht.

Doch das Lernen der deutschen Sprache ist nicht immer einfach und viele Wahlberliner (jemand, der aus freien Stücken zum Berliner geworden ist, weil er dorthin gezogen ist) kämpfen mit der Sprache, während sie sich darauf verlassen, dass ein Großteil der Bevölkerung in der Lage ist, Englisch zu sprechen.

Deshalb haben wir uns entschieden, Interviews mit diversen ausländischen Bloggern, die in Berlin leben, zu führen, um mehr über ihren Prozess des Deutschlernens zu erfahren.

Diese Woche interviewen wir Polly, die Schöpferin eines Projektes, welches uns wirklich gefällt: Days Of Deutsch.

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  • Können Sie sich bitte vorstellen?

Ich bin Polly, ich komme ursprünglich aus London, habe aber, bevor ich nach Berlin gezogen bin, vier Jahre in Neuseeland gelebt. Tagsüber arbeite ich als Social Media Manager und an den Wochenenden und den Abenden widme ich meine Zeit Days of Deutsch – das ist ein Projekt, welches mir und anderen helfen soll, Deutsch mit Hilfe von Fotos zu lernen. Ich poste jeden Tag ein neues Foto mit dem deutschen Wort daneben und gelegentlich führe ich die Wörter in einem Blog bei daysofdeutsch.com zusammen.

  • Wann sind Sie nach Berlin gezogen und was waren Ihre Gründe?

Ich bin im Mai 2014 hierhin gezogen, also vor eineinhalb Jahren. Meine Schwester hat hier bereits gelebt und mein Freund stand kurz davor hier sein Studium zu beginnen, also machte es für mich Sinn, zurückzukommen und eine Weile auf dieser Seite der Erde zu sein.

  • Haben Sie Deutsch gelernt, bevor Sie hierhin gezogen sind? Wann und wie haben Sie angefangen?

Ich habe etwa einen Monat, bevor ich mich auf die Reise machte, angefangen Michel Thomas zu hören, aber als ich in Berlin ankam, musste ich feststellen, dass ich eigentlich nichts wusste. Ich hatte keinen Job, aber ein paar Ersparnisse, also stürzte ich mich zwei Monate lang in Intensivkurse. Seitdem verläuft mein Lernprozess etwas flexibler.

  • Wie wichtig ist es für Sie als Berlinerin, Deutsch zu verstehen und zu sprechen? Wie beeinflusst es Ihr Leben?

Wie jeder sagt: Man kommt in Berlin auch ohne Deutsch zurecht. Ich arbeite bei einer englischsprachigen Firma und viele meiner Freunde sind auch Ausländer. Doch ich denke nicht, dass man wirklich den Kern einer Stadt erfassen kann, wenn man die Sprache nicht versteht und keine einheimischen Freunde in der Stadt findet. Ich finde, dass es eine Schande wäre, Berlin ohne gute Kenntnisse der Sprache zu verlassen, denn wann sonst hat man die Möglichkeit, in die deutsche Sprache einzutauchen?

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  • Wie ist Ihre Meinung zu “englischsprachigen Orten” in Berlin, also zum Beispiel Restaurants, die nur englische Speisekarten haben, etc.?

Ich schätze, meine vorherige Antwort passt dazu. Wenn man nicht eintauchen möchte, machen diese Orte das Leben in Berlin einfacher, aber sie machen uns auch fauler. Mich nervt es, wenn ich sehe, wie Deutsche versuchen, Deutsch mit einem englischsprachigen Barista zu sprechen und bekommen ’English only please’ (’Bitte nur Englisch’) als Antwort. Ich verstehe, dass Menschen, die kein Deutsch sprechen, vielleicht ein bisschen Hilfe brauchen, während sie die Sprache lernen, aber ich verstehe nicht, warum dafür Muttersprachler behindert werden sollten. Als Fremde müssen wir das Land, in dem wir leben, respektieren.

  • Hatten Sie je das Gefühl, dass Ihr Sprachlevel Sie zurück hält? Und wenn ja, in welchen Situationen?

Oh ja, ich wünsche mir oft, dass mein Deutsch auf einem höheren Niveau wäre, von kleinen Gesprächen im Treppenhaus mit den Nachbarn bis zu großen Entscheidungen, wie bei der Wohnungssuche. Wir haben kürzlich zermürbende Monate damit verbracht, nach einer neuen Wohnung zu suchen, wir mussten herausfinden, welche Formulare wir ausfüllen mussten, uns für Wohnungen bewerben, Verträge unterzeichnen – bei jedem Schritt auf diesem Weg habe ich mir gewünscht, dass mein Deutsch besser wäre, damit dieser ganze Prozess deutlich weniger anstrengend gewesen wäre.

  • Worin besteht die größte Herausforderung beim Deutsch lernen?

Die Grammatik. Dativ, Nominativ, Genitiv, der, die, das – die Komplexität dabei ist für mich schwierig zu verstehen.

  • Was würden Sie anderen Menschen, die zukünftig Deutsch lernen wollen oder Schwierigkeiten dabei haben, raten?

Tatsächlich habe ich einen Blogpost zu genau diesem Thema geschrieben. Nichts ist besser, als Kurse zu belegen, aber zusätzlich glaube ich, dass es klasse ist, zu versuchen, so viele deutsche Inhalte wie möglich zu lesen und zu sehen. Wenn man in Berlin lebt, ist es einfach, wieder ins Englische zurückzufallen, also muss man dran bleiben und weiterhin Deutsch sprechen. Es ist ganz natürlich, dass Sie in Panik verfallen, wenn jemand zu schnell Deutsch mit Ihnen redet, aber Sie sollten nicht einfach antworten, dass Sie ihn nicht verstehen, sondern ihn darum bitten, langsamer zu sprechen.

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  • Haben Sie eine lustige Anekdote in Bezug auf das Lernen (oder die Probleme mit dem Lernen) der deutschen Sprache, die Sie mit uns teilen möchten?

Ich kenne mittlerweile viel zu viele unangemessene Wörter. Ich habe letzte Woche einen illustrierten Roman namens Hexe Total gelesen, welches voller Schimpfwörter und Umgangssprache ist, die ich seitdem mit großer Freude zu Hause nutze und bei denen ich mich immer daran erinnern muss, dass sie in meinem Stammcafé oder auf der Straße vielleicht nicht so gut ankommen. Denken Sie dran: Nur, weil Sie ein Wort gelernt haben, heißt das nicht, dass Sie es auch benutzen sollten.

  • Was ist Ihr deutsches Lieblingswort? Und das Wort, welches Sie noch immer nicht richtig aussprechen können?

Ich werde mit der Aussprache anfangen – ich nutze es nicht oft, aber ‘das Eichhörnchen’ ist für mich sehr schwierig auszusprechen. Ich brauche all meine Geistesstärke, um es richtig auszusprechen. Das Wissen, dass viele Deutsche ebenfalls Schwierigkeiten mit der Aussprache von ‘das Eichhörnchen’ haben, beruhigt mich aber.

Ich habe drei Lieblingswörter, von denen zwei Vorschläge von Followern von Days of Deutsch kamen – ‘der Morgenmuffel’ und ‘der Kabelsalat’. Ich liebe diese beiden Wörter so sehr, weil in diesen einzelnen Wörtern so viel Bedeutung steckt, die man nicht so einfach ins Englische übersetzen kann. Mein letztes Lieblingswort ist eines, das mir mein Schwager, als ich hierher gezogen bin, beigebracht hat. Er nannte mir das Wort und sagte mir dann, dass ich es niemals benutzen sollte, weil es nur Menschen im mittleren Alter aus kleinen Dörfern benutzen würden, weil sie glauben, dass das witzig wäre. Was perfekt zu mir passt. Tschö mit Ö – eine alberne Art der Verabschiedung als Variation von Tschüss. In diesem Sinne: Tschö mit ö!

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